Erkenntnisse der Hirnforschung haben in den letzten Jahrzehnten einen regelrechten Neuro-Boom ausgelöst. Er schlägt sich in Übertragungsbemühungen in Neuromarketing, Neuroarchitektur, Neuromanagement und vor allem Neurodidaktik nieder.

In zahlreichen neurodidaktischen Veröffentlichungen für Lehrkräfte wird der Begriff Gehirngerechtes Lernen verwendet. Mit ihm einher gehen vielerlei kuriose Versprechen wie „Gehirngerechtes Lernen kann alles verändern!“, „Gehirngerechtes Lernen ist ein kleines Rädchen, das eine mächtige Wirkung entfaltet, wenn wir daran drehen!“ oder „Wenn wir Kindern und Jugendlichen vermitteln, wie sie gehirngerecht lernen können, verändern wir die Welt!“.

Was dabei häufig aus dem Blick interessierter Lehrender und Lernender gerät, ist, dass Neurodidaktik nicht nur ein plausibles Konzept, sondern falsch angewendet auch ein Mythos sein kann.

Die oben genannten Versprechen gehen beispielsweise mit Empfehlungen einher wie „Unser Gehirn möchte, dass wir es in seiner Ganzheit nutzen und nicht nur einen kleinen Teil“, „Sprechen Sie beide Gehirnhälften gleichermaßen an“ oder „Beachte, ob du ein visueller, auditiver oder haptischer Lerntyp bist“. Aus wissenschaftlicher Perspektive verbergen sich hinter diesen plakativen Ratschlägen Fehlvorstellungen zum Thema Gehirn und Lernen. Im wissenschaftlichen Diskurs werden diese als Neuromythen bezeichnet.

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